Producer Harada, Producer Michael & eSport-Producer Yasuda blicken zurück.
TEKKEN 7 ist ein klassisches 3D-Fighting-Game, das in der eSport-Szene weltweit für Aufsehen gesorgt hat. Katsuhiro Harada, General Producer der TEKKEN-Serie, und Michael Murray, der aktuelle Producer der Marke TEKKEN, blicken zurück auf die actionreiche Saison 2019.
Bei der "TEKKEN World Tour 2019" wurde ein neues "DOJO"-System eingeführt, bei dem Teilnehmer offizielle Punkte verdienen (*1) und am Finale am Jahresende teilnehmen konnten, selbst wenn die Events von lokalen Turnierorganisatoren in aller Welt veranstaltet wurden (*2). Was denken Sie über dieses neue Dojo-System?
Harada: Das "DOJO"-System wurde extrem gut aufgenommen und wir bekamen von verschiedenen Seiten positives Feedback. Natürlich ist das Turnierformat selbst nicht neu. Es gab schon immer von der TEKKEN-Community organisierte unabhängige Turniere, und die größeren Turniere sind offiziell zertifizierte World-Tour-Turniere. Neu am Dojo-System ist, dass es auch in Wettbewerben, zu denen Spieler aus eigenem Antrieb zusammenkommen, "TEKKEN World Tour"-Punkte (TWT-Punkte) zu gewinnen gibt, was die Reichweite der World Tour vergrößert und der TEKKEN-Community einen zusätzlichen Schub gibt.
*1 Die "TEKKEN World Tour 2019" umfasste vier Kategorien von Turnieren mit Punkten: "MASTER +", “MASTER", “CHALLENGER" und "DOJO". Im Gegensatz zu den offiziell zertifizierten Turnieren "MASTER +", "MASTER" und “CHALLENGER" ist "DOJO" ein offizielles Turnier, bei dem die Gewinner Punkte erhalten, wenn der Organisator dies beantragt.
*2 Die “TEKKEN World Tour 2019" besteht aus einer Reihe innerhalb eines gewissen Zeitraums ausgetragener punktebasierter Turniere. Insgesamt 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (die Top 19 in der Punkterangliste und der Sieger der letzten Qualifikationsrunde am ersten Finaltag) kämpfen dabei an zwei Tagen zuerst in einer Gruppenphase und dann im K.-o.-Modus um die jährliche Meisterschaft.
Welche Spieler sind Ihnen bei der "TEKKEN World Tour 2019" besonders aufgefallen?
Yasuda: Ich bin in der besonderen Position, dass ich derzeit alle 14 professionell lizenzierten TEKKEN 7-Spieler unterstütze, und einer der beeindruckendsten von ihnen ist der Japaner Double. Er hatte sich ohne eine Niederlage für das große Finale der "TEKKEN World Tour 2018 Finals" qualifiziert und alle erwarteten, dass er gewinnen würde. Anfangs lag er auch in Führung, aber schließlich verlor er das Spiel nach einem Konter gegen den Italiener Ghirlanda. Double ist normalerweise ein fröhlicher und gut gelaunter Spieler, aber nach dieser Niederlage weinte er hinter der Bühne. Ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte, also habe ich einfach mit ihm mitgeweint.
Danach wurde er jedoch von einem berühmten Team eingeladen, sich ihnen für die World Tour anzuschließen. Nach seinem Sieg beim Turnier in Taiwan war er einer der Finalisten der "TEKKEN World Tour 2019". Er ist mit seinem Ergebnis dort vielleicht nicht zufrieden, aber ich war beeindruckt, dass er am Ende den geteilten 5. Platz erreichte. Er ist ein Spieler, der Menschen anzieht und eine großartige Geschichte hat.
Double, TEKKEN-Spieler
Harada: Ich will nicht über einen bestimmten Spieler sprechen, aber wie Sie wissen, haben pakistanische Spieler 2019 eine aktive Rolle gespielt. Ich wusste, dass es in Pakistan schon länger eine TEKKEN-Community gibt. Als traditionell in aller Welt verstreute Communitys endlich miteinander vernetzt wurden, konnten die pakistanischen Spieler zum ersten Mal herausfinden, wie gut sie wirklich waren.
TEKKEN 7 hat sich stark verändert seit der Zeit, als vorwiegend Europäer und Amerikaner das Spiel gespielt haben. Danach kam der Aufstieg der Spieler aus Japan und Korea. Und als alle Welt dachte, die Japaner und Südkoreaner wären die Stärksten, eroberten plötzlich die pakistanischen Spieler die Ranglisten. Das war sehr interessant und da bemerkte ich, dass Spieler sich zu fragen begannen, wer Pakistan stoppen wird.
Arslan Ash, TEKKEN-Spieler
Beim "TEKKEN World Tour 2019 Final” wählte der Koreaner KNEE, die Nummer 1 der Welt, in der Gruppenphase dieselbe Gruppe wie Arslan Ash, der 2019 Pakistans kometenhaften Aufstieg ausgelöst hatte.
Harada: Richtig. Und der japanische Spieler Nobi war in einer Gruppe mit dem pakistanischen Spieler Awais Honey. Das Auftauchen neuer starker Konkurrenten könnte eine gewisse Verbundenheit zwischen Japan und Korea bewirkt haben.
Yasuda: Übrigens sagte der südkoreanische Spieler LowHigh nach dem Turnier: "Ich bin froh, dass wir die pakistanischen Spieler am Aufstieg in die Top acht hindern konnten." Und er fügte hinzu: "Ich bin froh, dass ich die Beziehung zu japanischen Spielern vertieft und mitgeholfen habe, die Community neu zu beleben".
Harada: Wenn man darüber nachdenkt, ist das seltsam, schließlich ist es kein Teamsport (lacht). Allerdings gibt es nicht nur Spieler aus Pakistan, sondern auch viele andere starke TEKKEN-Communitys, vor allem in Ländern wie der Elfenbeinküste oder Peru. Ich hoffe, dass der Erfolg der pakistanischen Spieler 2019 viele neue Spieler dazu inspiriert hat, ebenfalls mit viel Selbstbewusstsein am Wettbewerb teilzunehmen.
Michael: Mich hat der amerikanische Spieler Anakin beeindruckt. Als Harada und ich ihn zum ersten Mal in der MLG (Major League Gaming) in Texas sahen, hat er überraschend einen Titel gewonnen, obwohl er damals erst 16 war. Seitdem hat er großes Potenzial gezeigt und spielt regelmäßig JACK-7. Ich denke, er ist ein großartiger Spieler und beeindruckender Sportsmann, der immer freundlich bleibt, egal, wie stark sein Gegner ist.
Anakin, TEKKEN-Spieler
Wenn wir vom "TEKKEN World Tour 2019 Final" sprechen, muss man auch den herausragenden Koreaner Ulsan erwähnen.
Harada: Ich habe ehrlich gesagt gedacht, Ulsan könnte den Titel gewinnen.
Yasuda: Aber am Ende triumphierte der Japaner Chikurin mit seiner großartigen Strategie.
Ulsan, TEKKEN-Spieler
TEKKEN-Spieler mit Siegestrophäe
Chikurin hat bis zum TWT-Finale mit Geese gespielt, wechselte fürs Finale aber zu Akuma. Ich habe gehört, das Chikurin extra für das Duell gegen Ulsan mit Akuma trainiert hat.
Harada: In der Spielhalle war es früher ganz normal, dass Spieler, die einander gut kannten, mit verschiedenen Charakteren spielten. Allerdings war es toll, diese Strategie, seinen Charakter auf den Gegner abzustimmen, bei einem großen Turnier zu sehen. Was für ein Moment!
Die 2020er sollen noch mehr TEKKEN-Begeisterung bringen.
Wie sehen Sie die Begeisterung rund um die TEKKEN-Serie aktuell und in der Zukunft?
Harada: Ich persönlich bin schon so lange dabei, dass ich nicht mehr objektiv sein kann.
Yasuda: Ich bin sicher, dass Spieler mehr und mehr Zeit in "TEKKEN” investieren werden. Ich hoffe, dass die Leute unter der Woche mehr Freizeit mit "TEKKEN" verbringen, sei es durch längeres Spielen, Ansehen von Übertragungen oder Teilnahme an Wettbewerben.
Harada: Sicherlich. Das ist wirklich so. Früher kam bei Fighting-Game-Serien etwa alle ein bis zwei Jahre ein neuer Titel raus, aber "TEKKEN 7" wird seit seinem Debüt in japanischen Spielhallen 2015 immer noch von vielen Menschen gespielt. Außerdem sehen sich heute viele Leute Walkthrough-Videos und Let's Plays an. Ich persönlich bin froh, dass TEKKEN 7 von immer neuen Gamer-Generationen gespielt wird. Ich habe das Gefühl, dass es mehr als fünf Generationen dieser Spieler gibt und eine gewaltige Bandbreite aktiver Spieler TEKKEN gespielt hat.
Haben Sie noch Erinnerungen an den Anfang der Serie? Wie haben Sie sich zu Beginn die Zukunft von TEKKEN vorgestellt, Herr Harada?
Harada: Damals gar nicht (lacht). "TEKKEN" begann als Nachzügler im Fighting-Game-Genre und ich weiß noch gut, wie meine Bosse und deren Bosse damals gefragt haben: "Wann können Sie ein Spiel entwickeln, das die Konkurrenz schlägt?" Ich habe geantwortet, dass das zehn Jahre dauert. "Also machen wir es zehn Jahre lang", sagten sie. Anfangs dachten wir also nur zehn Jahre weit.
Bei der weiteren Arbeit an der Serie, etwa zur Zeit von "TEKKEN 5", erlebten wir, wie die Popularität von Fighting-Games abnahm. Angesichts dieser dunklen Zeiten kommt die aktuelle große Beliebtheit dieser Spiele vollkommen unerwartet und ich hätte nie damit gerechnet.
Michael: Als ich zu TEKKEN stieß, war "eSports" noch kein gängiger Begriff. Ich bin ein wenig überrascht über unseren aktuellen Status, da BANDAI NAMCO damals noch nicht so engagiert in Sachen eSports war wie heute. In Zukunft möchte ich mich vor allem auf die Spieler konzentrieren, Dramatik und Geschichten zwischen ihnen entwickeln und Fighting-Games als Zuschauersport noch beliebter machen. Ich denke, es ist okay, wenn die Leute sich zuerst für die Spieler:innen bzw. Wettkämpfer:innen interessieren und dann erst für TEKKEN.
Harada: Ich möchte bei unserer Arbeit das optimale Gleichgewicht finden zwischen Dingen, die direkt auf die Fighting-Game-Community abzielen und solchen, die den Leuten Spaß machen, die einfach nur das Spiel und Turniere ansehen wollen.
Lesen Sie den Originalbeitrag in Englisch und Japanisch auf Asobimotto.
